Aus gegebenem Anlass (#ocwl11, link) hier noch eine Veranschaulichung zur kontinuierlich ignorierten Problematik eines der prominentesten Wissensmanagement-Modelle. Die Darstellung ist inspiriert durch Steve Denning, einen frühen Wissensmanagement-Praktiker.
s.a Vortrag Wissensmanagement 4.2 :: Seite 7
Letztlich hat dieses Modell dazu geführt, dass zunächst ein einseitig auf Explizierung und Kodifizierung orientiertes Verständnis von Wissensmanagement verbreitet wurde, dass leider immernoch häufig verhanden ist und zu "Lösungen" führt, denen gemein ist, dass sie nicht funktionieren (Explizierungsfalle, Explizierungswahn, Datengräber).
aus dem wissenschaftlichen Text ( Ehms 2010 als googe books / HTML ):
Wissensmanagement als Wissenskonversionen
Zweifellos eines der meist zitierten Konzepte zum Management organisationalen Wissens ist die Wissensspirale von Nonaka (1994) . Ihre Popularität kann als Reaktion auf die oben geschilderten, informatik-getriebenen Wissensmanagement-Projekte verstanden werden. Zusätzlich kommt die Entwicklung (,Generierung") von Wissen in den Blick.
Als zentrales Konzept wird die Unterscheidung zwischen stillem Wissen (tacit knowledge, Polanyi 1967) und explizitem Wissen verwendet (vgl. 2.4.1.). Das auf dieser Unterscheidung aufbauende SECI-Modell wurde sehr populär. In unzähligen Projekten wurde erfolglos versucht, das Wissen der Mitarbeiter zu ,konvertieren" und in sogenannten ,Wissensdatenbanken" zu speichern. Die Vorstellung dieses Spiral-Mechanismus hat viel Schaden angerichtet, indem er scheinbar die Legitimation für intensive Externalisierungsbemühungen lieferte, die letztlich wirkungslos bleiben mussten ( Schneider 2006a : 32, Ciesinger et al. 2005: IX, Schmiede 2006 : 473; vgl. auch 2.4.1). Noch heute wird versucht, in unzähligen wissenschaftlich orientieren Arbeiten auf diesem Modell aufzubauen. Schütt (2003 : 3) bezeichnet diese Phase treffend als "frühen Aktionismus". Fragen, inwieweit Wissen prinzipiell durch Sprache explizierbar ist und welche Voraussetzungen beim Adressaten für ein Verstehen erfüllt sein müssen, blieben meist ausgeblendet (Kodifizierungsfalle). Dies ist selbstverständlich nicht ausschließlich den ursprünglichen Autoren anzulasten, sondern geht auch auf die unkritische Rezeption des SECI-Konzeptes zurück (Schneider 2007: 116).
Das SECI-Modell wurde von seinen Autoren übrigens bereits 1998 durch das Konzept des 'Ba' stark relativiert und um Konzepte erweitert, deren Anschlussfähigkeit an europäisches wissenschaftliches Denken allerdings eine Herausforderung darstellen dürfte.
Thus in a certain sense, tacit knowledge can only be shared if the self is freed to become a larger self that includes the tacit knowledge of the other. [...] Externalization requires the expression of tacit knowledge and its translation into comprehensible forms hat can be understood by others. In philosophical terms, the individual transcends the inner- and outer-boundaries of the self. During the externalization stage of the knowledge-creation process, an individual commits to the group and thus becomes one with he group. (Nonaka & Konno 1998: 42 f.)
Das Konzept des tacit knowledge wird nun sogar ohne Bezug auf Polanyi (1967) definiert. Eine Stützung durch grundlegende Wissenstheorien (vgl. 1.2.1, Kübler 2005) unterbleibt. Von der ursprünglichen Idee, stilles Wissen sei vergleichsweise einfach zu externalisieren, wird nun Abstand genommen und für solche Unterfangen zumindest eine Dialogsituation gefordert ('interacting Ba'). Die Autoren konzidieren, dass die Idee der Selbsttranszendenz recht abstrakt sei, aber dennoch praktisch umgesetzt werden könne ( ,However, it can be put into practice", Nonaka & Konno 1998: 42 ). Alles in allem wirkt diese Wendung wenig überzeugend und hat keinen Eingang in die Organisationspraxis gefunden.
>>> Literatur
1. Karsten (anonymous), Dec 11, 2011 10:29:27 AM #
http://lernspielwiese.wordpress .com/2011/12/04/ocwl11-die-wiss ensspirale-komplexer-als-von-mi r-gedacht/#comment-1150
2. Fontanefan (anonymous), Dec 14, 2011 11:14:44 PM #
Freilich hat Externalisierung viel mit Hermeneutik (http://de.wikipedia.org/wiki/H ermeneutik) zu tun. Aber sie wird auch dann, wenn man hermeneutisch vorgeht, für viele Bereiche unbefriedigend bleiben.